03.03.2013

Sonntagsleben - ein Nuvem stricken lehrt Geduld und Demut

Handarbeitstechnisch waren Großprojekte in der Vergangenheit nix für mich. Der Aufwand muss sich sichtbar lohnen, ich brauch schnelle oder zumindest mittelfristig schnelle Ergebnisse.

Beim wunderbaren Schwarzwaldstricken an drei völlig verregneten Tagen und zwei stockfinsteren Nächten im November, habe ich ein Tuch kennengelernt:


Ein Riesenteil, aus feinstem Garn gestrickt. Wie ich so bin, denke ich gleich "Will ich auch haben", obwohl die Besitzerinnen doch auch wenigstens zum Teil stöhnten und zugaben, dass sie doch froh waren, als es endlich fertig war. Ich wusste also, auf was ich mich einlassen würde...

Im Dezember startete ich.

Tja, was soll ich sagen... unendliche Reihen... deren Umfang stetig wächst... und wie immer, zählen für mich nur fertige Teile... was mich zu einem täglich nicht ganz geringen Strickeinsatz zwingt...

Das Stricken dieses Tuches lehrt mich

DEMUT
und
GEDULD

ich mag das zwar nicht, aber es tut mir gut. Auch meine Kinder finden mich geduldig viel netter...


So sitze ich nach diesem schrecklich sonnenscheinlosen Winter, auf meiner Gartenbank und stricke Anfang März immer noch an meinem Nuvem-Tuch, geduldig und demütig. Mit jeder Masche wird es ein kleines bisschen mehr fertig und eines schönen Tages (der hoffentlich so etwa in einer Woche sein wird!)  werde ich die letzte (der inzwischen fast 2500 Maschen) abketten und sagen:

"Schön bist du geworden! Ganz leicht, ganz dunkelblau und ganz riesengroß"

Und ich werde es das erste Mal um die Schultern legen und mich freuen!


Besonders werde ich mich freuen, das ich es nicht irgendwann nach etwa 800 verstrickten Metern Garn in die Ecke geschmissen und zum UFO degradiert habe.

Die ollen Plastik-Perlen aus Kindertagen sind so als Maschenmarkierer auch nochmal ganz groß zum Einsatz gekommen.


...aber bis dahin habe ich noch ca. 12, oder auch 15 Reihen Rüsche vor mir. Verdoppelt sind die Maschen schon und drängeln sich ganz eng auf der Nadel.


Dann habe ich nur noch das Abketten der schon erwähnten, fast 2500 Maschen vor mir (sind ja auch eigentlich nur 2398 und die eine oder andere überzählte. Ist aber auch echt ´ne Menge!).
Und als Überdosis habe ich mir auch noch Perlchen vorgenommen, für die letzte Reihe, in jede 3. oder 4. Masche eine einhäkeln.

Aber das Härteste ist: Ich denke ernsthaft über das nächste Großtuch (Viajante) von Martina Behm nach! Und komme dann wohl auch an dem Wollmeisengarn nicht mehr vorbei. Wieder ein typischer Fall von "Will ich auch haben"...

Aber vor dem nächsten feinen Tuch stricke ich erst einen richtig fetten und groben Pullover!!!


Der Duden sagt:

GEDULD: Die Ausdauer im ruhigen, beherrschten, nachsichtigen Ertragen oder Abwarten von etwas

DEMUT: Die Einsicht in die Notwendigkeit und im Willen zum Hinnehmen der Gegebenheiten mit begründeter Ergebenheit

Mein Nuvem heißt "Paris Night", weil die Farbe des Malabrigo Lace Garnes so heißt und ich werde es bald in einer Paris Night unterm Eifelturm tragen... Das motiviert mich wahnsinnig!

3 Kommentare:

Elvan hat gesagt…

Au weia, Kertin!! Da hast Dir ja was vorgenommen! Aber das Garn sieht sehr edel aus und Du hast sooo schön gestrickt! Dein Tuch wird super-toll!!

Viele Grüße,

Elvan :-)

Connys Cottage hat gesagt…

Ach Gedult ist einen schoene Sache wenn man sie zu seinem Karakter dazu rechnen kann....
Dein Projekt sieht vielversprechent aus.

Sei lieb Gegruesst von Conny

Marina hat gesagt…

Dein Tuch wird wahnsinnig schön! Sag mal, wie lang ist denn das Seil deiner Stricknadel?